Gründerstory Trailer Dynamics

im Interview mit Abdullah Jaber und Michael W. Nimtsch, Gründer von Trailer Dynamics

Lieber Abdullah, lieber Michael, was macht Trailer Dynamics und wer steckt dahinter?
Trailer Dynamics bietet ein umfassendes und bisher einzigartiges Lösungskonzept für Langstrecken-Lkw durch die Einrichtung eines zusätzlichen elektrischen Antriebsstrangs im Trailer. Kern der Entwicklung ist ein intelligenter elektrischer Antriebsstrang, der in den Trailer ausgelagert wurde und es ermöglicht, den Trailer im Plug-and-Play-Verfahren an jeder konventionellen Sattelzugmaschine anzukoppeln. In Kombination mit dem Dieselfahrzeug wird das gesamte Sattelzugsystem in einen elektrischen Plug-In-Hybrid umgewandelt. Zusammen mit der von Trailer Dynamics entwickelten adaptiven Aerodynamik und der intelligenten Regelungsstrategie für den elektrischen Hilfsantrieb, werden signifikante CO2-Emissionsminderungen erzielt und Dieselkosteneinsparungen von durchschnittlich bis zu 40% möglich.

Die Trailer Dynamics GmbH wurde 2018 von uns beiden und einigen Freunden gegründet. In 2020 konnten wir Herrn Prof. Dr. Achim Kampker mit der PEM Aachen GmbH als weiteren Gesellschafter gewinnen. Vor wenigen Monaten konnten wir dann eine strategische und langfristig Kooperation mit einem führenden Trailer Hersteller vereinbaren. 

Der Gesellschafterkreis von Trailer Dynamics ist daher geprägt durch hohe technologische Fachexpertise, langjährige unternehmerische Erfahrung und Industriekompetenz.

Welche Probleme löst Trailer Dynamics konkret?
Der Newton E-Trailer von Trailer Dynamics ist das erste herstellerunabhängige, elektrische Trailer-System für Langstrecken-Lkw, das den Dieselverbrauch der Sattelzugmaschine senkt und die ab 2025 und 2030 geltenden CO2-Reduktionsanforderungen der EU kurzfristig, technisch solide und wirtschaftlich überzeugend erfüllt. In einem ersten Schritt adressieren wir die Diesel-LKW Bestandsflotte, die wir noch Jahrzehnte auf unseren Straßen vorfinden werden. In Kombination mit dem Newton eTrailer von Trailer Dynamics reduzieren die Diesel Sattelzugmaschinen ihren Dieselverbrauch und damit die CO2-Emission. Dies ermöglicht den Bestandsflotten, einen signifikanten Beitrag auf dem Weg zu einer emissionsreduzierten Logistik zu leisten.

In Kombination mit einem BEV LKW entsteht ein vollelektrisches Sattelzugsystem für die sehr lange Strecke. 

Welchen Mehrwert für die KUER (Klima, Umwelt, Energieeffizienz und Ressourcenschonung) bietet Eure Geschäftsidee?
Wie bereits ausgeführt, ermöglicht unser intelligentes elektrisches Trailer System eine Reduktion der CO2 Emissionen von Sattelzugsystemen von bis zu 40%. Zusätzlich tragen wir mit dem elektrischen System von Trailer Dynamics zur Lärmreduktion von Kühlaggregaten bei und unterstützen damit urbane Logistikkonzepte. Mit dem Newton eTrailer leistet Trailer Dynamics einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und zur nachhaltigen umweltfreundlichen Logistik für Langstrecken-Lkw.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie ist Eure Geschäftsidee entstanden?
Wir und unser Team wollten einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Logistik für Langstrecken LKW leisten. Die Elektrifizierung von Sattelzugmaschinen für die lange Strecke stößt auf derzeit nicht gelöste Probleme, wie den nicht vorhandenen ausreichenden Bauraum für die notwendigen Batterien sowie die Verfügbarkeit Ladeinfrastruktur und das Problem der enormen Gewichtsbelastungen der Achsen durch die schweren Batteriespeicher. Wir haben uns daher entscheiden die elektrische Achse und die dafür notwendigen Batterien in den Trailer zu verlagern, um damit die Sattelzugmaschine im Sinne eines Gesamtsystems zu unterstützen.

Welche Industriepartner habt ihr bereits an Bord und wie ist das Feedback der Branche auf Eure Geschäftsidee?
Das System der von Trailer Dynamics findet große Beachtung und Interesse bei OEMs, der Zulieferindustrie, der RWTH Aachen und Spediteuren. Darüber hinaus hat Trailer Dynamics bereits eine Reihe von LOIs von Speditionen erhalten, die das Produkt aufgrund seiner technischen Überlegenheit, der Reduzierung des CO2-Ausstoßes, der Einhaltung künftiger EU-Vorschriften und der wirtschaftlichen Vorteile des Newton eTrailer erwerben möchten.

Was waren / sind bislang Eure größten Gründungs-Herausforderungen?
Für ein Start Up ist die Verfügbarkeit ausreichender finanzieller Mittel in der Gründungsphase immer eine der großen Herausforderungen. Die Gründer waren hier in den ersten 2 Jahren von Trailer Dynamics GmbH sehr gefordert. 

Wie ist Trailer Dynamics finanziert? Und wofür wurde in der Startphase das meiste Kapital und die meiste Energie investiert?
Die Finanzierung der ersten 2 Jahre wurde ausschließlich von den Gründern geleistet. Diese Mittel wurden nahezu ausschließlich dafür verwendet die konzeptionellen Ideen in ein technisch tragfähiges digitales Engineering Model zu transferieren und gleichzeitig immer wieder die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit des gesamten Konzeptes zu überprüfen.
Im September 2020 erhielten wir ein sehr hilfreiches Wandeldarlehen der NRW Bank im Rahmen des Start Up akut Programms. Mit diesen Mitteln konnten wir weitere Mitarbeiter für unser Team gewinnen und damit die technische Kompetenz nochmals erhöhen.
Die strategisch sehr wichtige Kooperation mit einem der führenden Trailer Hersteller hat uns nun die Erstellung der Prototypen ermöglicht.

Wie schauen Eure bisherigen Meilensteine aus? Welche Erfolge konntet ihr bereits erzielen?
In den letzten 2 Jahren wurde der Newton eTrailer digital entwickelt, unzählige Szenarien gerechnet und simuliert, die notwendigen Konstruktionen digital vorbereitet und die wirtschaftliche Tragfähigkeit, die TCO, immer wieder überprüft. Auf dieser Basis erstellt Trailer Dynamics derzeit Prototypen die im Sommer auf dem Testoval in Aachen den sogenannten Proof of Concept erbringen, d.h. das detailliert entwickelte digitale Model wird durch das Testing der physischen Prototypen verifiziert. 

Was sind Eure nächsten Schritte?  Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?
Im Anschluss an den erfolgreichen Proof of Concept wird der Newton eTrailer im Rahmen von Feldversuchen auf der Straße gemeinsam mit Speditionen im „Realbetrieb“ getestet. Parallel wird die für 2023 geplante Serienfertigung vorbereitet,   

Welches sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen von Start-ups aus den KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz, Resourcenschonung) generell?
Unseres Erachtens ist Marktfähigkeit von KUER Ideen die größte Herausforderung aller Klimaschutzkonzepte. Es mag viele intelligente Ideen und Konzepte geben, die jedoch immer nur dann ihre positive Umwelt-Wirkung entfalten können, wenn der Markt, die Kunden und die Regierungen sie annehmen. KUER Startups müssen technisch disruptiv und innovative sein, aber gleichzeitig eine klare Go-To-Market Strategie gestützt von einer positiven TCO des Produktes vorweisen.

Welche Bedeutung hat für Euch der Gründungsstandort NRW /Aachen?
Aachen ist der Standort von Trailer Dynamics GmbH. Wir finden hier als Start Up sehr gute Rahmenbedingungen vor. So haben wir Zugriff auf ein sehr großes Reservoir an hervorragend ausgebildeten jungen Ingenieuren der RWTH Aachen. Das Programm Startup-akut hat uns sehr geholfen und die Abwicklung war sehr professionell und im Rahmen der Notwendigkeit auch unbürokratisch.

Welche Tipps könnt ihr anderen Gründern aus den KUER Branchen geben?
Klimaschutz und Ressourcenschonung sind Megatrends, die uns Menschen und unsere Welt, in der wir leben noch sehr lange begleiten werden. Ausreichend saubere Energie, ausreichend sauberes Trinkwasser und reine Luft sind immens große Anwendungsfelder für innovative Ideen und Geschäftsmodelle. Der Weg ist noch weit, das Ziel noch fern, viel Raum für Startups.

Vielen Dank!

Kontakt:
Trailer Dynamics GmbH
www.trailerdynamcis.de