Gründerstory Gröne Architektur GmbH

Im Interview mit Steffen Jesper, Projektentwickler 

Stellt Euch doch zunächst einmal kurz vor: Wer seid ihr und was macht ihr? (Team, Geschäftsidee, wann gegründet…?)
Die Gröne Architektur GmbH beschäftigt sich seit drei Generationen mit dem Bauen mit Holz, Lehm und Stroh und hat sich in den letzten Jahren auch in den Bereichen Handwerk und Immobilien breiter aufgestellt. Seit Januar 2022 bin auch ich mit an Bord, um den Fokus auf alle Arten des ökologischen Bauens mit Stroh als nachwachsenden Dämmstoff zu fokussieren. Nachdem die ersten Erfolge und Referenzprojekte mit den bestehenden Strukturen umgesetzt sind, soll eine Ausgründung als Tochter der Gröne Unternehmensfamilie AG erfolgen.

Welchen Mehrwert für die KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz und Ressourcenschonung) bietet Eure Geschäftsidee?
Stroh kann als Substitut für sehr viele Anwendungen im Dämmstoffbereich eingesetzt werden. Damit werden Ressourcen gespart, die nicht für die Produktion von energieintensiven mineralischen oder erdölbasierten Dämmstoffen aufgewendet werden müssen. Die nächstbesseren ökologischen Dämmstoffe können durch das in großen Mengen und jährlich nachwachsende Stroh ebenfalls ersetzt werden. Zellulosedämmstoffe bleiben für das Papierrecycling verfügbar und die Grundstoffe für Holzfaserdämmungen sind ebenfalls wertvoller für viele andere Anwendungen (Bauholz, Möbel, Papier, Brennmaterial), die Holz benötigen. Zusätzlich speichert Stroh als Nebeneffekt CO2. Carbon Capture and Storage (CCS) bekommt man also zusätzlich zur Einsparung von Primär-/Heizenergie dazu.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie ist Eure Geschäftsidee entstanden?
Der Bausektor trägt mit 40% zu den weltweiten Emissionen bei. Das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen kann die Erderwärmung nicht nur verlangsamen, sondern um bis zu 1°C reduzieren! (John Schellenhuber, Klimaforscher, Bauhaus der Erde) An der dafür erforderlichen Bauwende wollen wir maßgeblich mitwirken. Ökologisches Bauen soll auch im sozialen Wohnungsbau möglich sein und darf keine Nische bleiben, die sich nur Besserverdiener leisten können. Das wollen wir durch die Skalierung der Produktion erreichen.

Du hattest die Verlagerung energieintensiver Produktion aus Deutschland angesprochen und dass die Produktion von Bau-/Dämmstoffen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden könnte. Chance und Gefahr zugleich für Euch? Wie siehst Du das?
Für uns als Gesellschaft sind die wirtschaftlichen Verwerfungen eine sehr große Gefahr. Die Neubauaktivität wird stark zurück gehen. Energieintensive Produkte sind hierbei, neben vielen andern Aspekten, ein Teil der Kostentreiber. Man wird wieder mehr schauen, was habe ich eigentlich und was brauche ich wirklich. Das heißt, das Bauen im Bestand, Aufstockungen, Renovierungen etc. werden häufiger einem großen Neubau vorgezogen. Erst wenn all diese Optionen ausgeschöpft sind, sollte an einen Neubau gedacht werden. Und das immer unter der Prämisse des Primärenergiebedarfs für die Herstellung des Objektes (Stichwort graue Energie, Ökobilanz, Lebenszyklus) und die CO2-Speicherkapzität durch nachwachsende Rohstoffe. Die eingesparte Energie steht dann wiederum für andere Produktionsprozesse zur Verfügung, für die Beheizung von Schwimmbädern oder muss schlicht weg nicht regenerativ erzeugt werden.

Als Unternehmen ist es aber eine große Chance. Mit unserem Kerngeschäft haben wir uns schon immer mit teilweise Jahrhunderte alter Bausubstanz auseinandergesetzt. Wir haben nicht nur Planungs-Know how sondern auch Handwerker zur Umsetzung. Diesem Ansatz folgend, wollen wir uns noch weiter dem Bauen und Dämmen mit nachwachsenden Rohstoffen widmen. Wir glauben, das ressourcenschonende Bauen wird einen unheimlichen Schub erleben. Von der Dämmstoffproduktion bis zum schlüsselfertigen Projekt, wollen wir alles aus einer Hand anbieten können.

Was ist aktuell die größte Herausforderung für Euch und was sind Eure nächsten Schritte?
Die größte Herausforderung ist der Spagat zwischen dem Tagesgeschäft für die bestehenden Unternehmen und der geplanten Ausgründung. Es müssen genug Aufträge da sein, um die aktuellen negativen wirtschaftlichen Entwicklungen zu überstehen. Da sehen wir uns aber gut aufgestellt. Wenn wir die Zeit nutzen können, um uns auch für unser neues Geschäftsfeld gut aufzustellen, gehen wir hoffentlich als Gewinner aus dieser Krise hervor.

Wie kann Euch KUER dabei unterstützen? Welche Kontakte / Unterstützung erhofft ihr Euch durch KUER.NRW und sein Netzwerk?
KUER ist unser erster Businessplan Wettbewerb. Dieser hilft uns über einen definierten Zeitraum den Fokus auf den Businessplan zu setzen. Ohne KUER würde das wahrscheinlich in der Prioritätenliste etwas weiter nach hinten rutschen. Besonders das qualifizierte Feedback zum Businessplan wird uns sicher helfen, diesen zu schärfen und die Sichtweise von Außenstehenden auf unser komplexes Geschäftsmodell zu verstehen. Daraus können wir dann den Businessplan vereinfachen, um Ihn für alle potenziellen Interessenten verständlicher zu machen.