Gründerstory ReUse and Trade GmbH

im Interview mit Gründerin Katharina Dombrowski

Liebe Katharina, wer seid ihr und was macht ihr?
Hallo liebes Team von KUER.NRW!
ReUse and Trade ist eine Online-Handelsplattform für den Business Bereich. Dort können Unternehmen Materialien und Produkte, die sie nicht mehr benötigen, einstellen und verkaufen. Andere Unternehmen oder Privatpersonen können diese Produkte dann zu einem attraktiven Preis über unseren Shop direkt beim Verkäufer kaufen, ohne dass sich die beiden jedoch kennenlernen. Beide Seiten profitieren dabei von einem finanziellen Vorteil und agieren Umweltschonend.

Welchen Mehrwert für die KUER (Klima, Umwelt, Energieeffizienz und Ressourcenschonung) bietet Eure Geschäftsidee?
Die direkte Wiederverwendung der Produkte statt der Entsorgung und dem Recycling bietet viele Vorteile für die Umwelt. Der Recyclingprozess ist sehr energieaufwändig, neue Rohstoffe werden benötigt und Abfälle entstehen. Auf dem Weg zum recycelten Produkt durchlaufen die Materialien viele Zwischenstopps, die oft geografisch weit auseinander liegen. Der Einsatz von CO2 wird bei der direkten Wiederverwendung auf ein Minimum reduziert, denn ausschließlich der Direkttransport der Produkte vom Käufer zum Verkäufer verursacht einen CO2 Ausstoß. Außerdem werden wertvolle Ressourcen geschont, denn der Lebenszyklus der Produkte wird verlängert und es werden keine Rohstoffe benötigt, um das Produkt noch einmal aufzuarbeiten. Dazu entsteht kein unnötiger Abfall und die Produkte behalten ihren Wert bei, der beim Recycling ebenfalls oft verringert wird. 

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie ist Eure Geschäftsidee entstanden?
Unsere Vision heißt Abfallvermeidung durch Wiederverwendung. Wir wollen es schaffen, so viele Produkte und Materialien wie möglich noch einmal zu vermarkten und damit unnötige Abfälle vermeiden. 
Das Schlüsselerlebnis für mich war eine Reise nach Marokko, bei der ich beobachtet habe, wie sich ein querschnittsgelähmter Mann mittels einer Pappunterlage vorwärtsbewegte. Er hatte kein Geld für einen Rollstuhl und ein Gesundheitssystem, welches wir hier kennen, existiert dort nicht. Ich wollte ihm gerne helfen und überlegte, Geld für ihn zu sammeln. Zurück in Deutschland berichtete mir dann ein Kollege im Recyclingunternehmen davon, dass kurz zuvor zwanzig Rollstühle aus einer Vorjahresproduktion einfach verschrottet wurden, obwohl sie noch im einwandfreien Zustand waren. An dem Punkt habe ich meine Arbeit dort endgültig hinterfragt und mir gedacht, dass man gegen diesen Unsinn doch etwas tun müsste. Als ich ein wenig später zufällig auf den ehemaligen Umweltminister Klaus Töpfer stieß, fragte ich ihn, ob man da nicht politisch etwas unternehmen könne. Herr Töpfer riet mir allerdings, lieber ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Dies würde den Firmen einen Anreiz geben, die Verschwendung von Materialien eigenmotiviert zu reduzieren und sei viel wirksamer eine politische Vorgabe. Und so ist sie entstanden, die Idee zu ReUse and Trade. 

Wie funktioniert Euer Online-Marktplatz konkret? Was müssen Verkäufer und Käufer tun, um zueinander zu kommen? 
Verkäufer müssen ihre Produkte lediglich auf unserem Marktplatz einstellen und machen sie somit für potentielle Käufer sichtbar. 
Für Interessenten empfiehlt es sich, selbst regelmäßig auf unserem Shop vorbeizuschauen oder sich für unseren wöchentlichen Newsletter anzumelden, in dem immer die neuesten Produkte von unserem Shop präsentiert werden. Dann werden sie automatisch über das neue Angebot informiert. Um sich dort anzumelden, reicht es, eine E-Mail an loges@reuseandtrade.de zu schicken. 
Hat man ein interessantes Produkt gefunden, kann der Verkäufer anonym über unseren Shop kontaktiert werden. Um die Anonymität bis zum Schluss sicherzustellen, wird der Transport von ReUse and Trade organisiert. 

Wie genau verdient ihr an den Deals?
Wenn ein Deal über unseren Marktplatz abgeschlossen wird, zahlt der Verkäufer einen Anteil vom Verkaufspreis an ReUse and Trade. Stellt der Verkäufer das Produkt oder das Material selbst ein, so werden 20% vom Verkaufspreis berechnet. Es gibt aber auch die Möglichkeit, das ReUse and Trade sich die Materialien vor Ort ansieht, Fotos macht und die Anzeige vorbereitet, sodass der Verkäufer gar keinen Aufwand hat. Bei dieser Variante erhält ReUse and Trade 25% des Verkaufspreises.

Welche Vorteile und Mehrwert bieten sich konkret für Eure Nutzer
Verkäufer können Materialien und Produkte auf unserem Marktplatz einstellen, die sie aus irgendeinem Grund loswerden möchten. Darunter fallen zum Beispiel typische Sicherheitspuffer, Rohmaterialien, Zwischenprodukte, Endprodukte, Fehlbestellungsmengen, Überhangmengen, Restposten, B-Ware und Gebrauchtmaterialien. Anstatt einen Entsorger dafür zu bezahlen und die Materielien dann dem Recyclingprozess zuzuführen, kann man diese zu einem finanziellen Mehrwert über unsere Plattform verkaufen und damit ihren Lebenszyklus verlängern. Kurz gesagt: Umsätze steigern, Umweltimage verbessern und eventuelle (Lager)Kosten senken. 

Käufer können auf unserem Marktplatz wertvolle Materialien und Produkte zu attraktiven Preisen kaufen und damit ihre Einkaufskosten senken. Außerdem wurden für ihren Einkauf keine neuen Rohstoffe benötigt, was auch deren Umweltbilanz verbessert. 

Wird die Ware durch ReUse and Trade geprüft oder wie geht ihr mit der Qualitätskontrolle Eurer Produkte um?
Gemäß unseren AGB ist der Verkäufer zu einer wahrheitsgemäßen Angabe verpflichtet. Da der Vertrag aber am Ende zwischen dem Verkäufer und dem Käufer zustande kommt, wird die Qualität nicht von ReUse and Trade getestet. Sollten allerdings schlechte Rückmeldungen über einen Verkäufer kommen, würden wir natürlich von weiteren Geschäften mit ihm absehen. Daher haben die Verkäufer ein Eigeninteresse daran, wahrheitsgemäße Angaben zu ihren Produkten zu machen. 



Sind Sie vielleicht grade auf der Suche nach einem Give-away für Partner, Kunden oder Mitarbeiter und möchten ReUse and Trade unterstützen?
Wie wäre es dann vielleicht mit diesem Indiaka-Wurfspiel?





Aktuelles Angebot bei ReUse and Trade

ReUse and Trade ist eine B2B Plattform. Die Idee könnte aber auch für Privatpersonen interessant seid. Gibt es Überlegungen, ReUse and Trade auch für B2C zu öffnen?
Es gibt nicht nur die Idee, wir arbeiten momentan sogar schon eifrig an unserem eigenen B2C Shop-System, welches dann genau diese Kunden bedient. Viele Produkte, die die Unternehmen loswerden wollen, eignen sich ganz primär für Privatkunden, wie zum Beispiel Hobby Heimwerker. Es ist derzeit auch schon für Privatkunden möglich, Produkte aus unserem Shop zu kaufen. Bei Interesse kann man sich direkt bei Herrn Housni unter der Telefonnummer 0171 236 9823 melden. Ein Verkauf direkt über den Marktplatz ist für Privatpersonen momentan noch nicht möglich.

Arbeitet Ihr mit Partnern der Kreislaufwirtschaft zusammen? Wie ist das Feedback der Branche auf Eure Plattform?
Ja, wir stehen mit vielen Partnern der Kreislaufwirtschaft regelmäßig im Kontakt. Darunter fallen zum Beispiel CirQuality OWL, die Effizienz-Agentur NRW und InnoZent. Darüber hinaus haben wir auch Kontakt zum Kompetenzzentrum OWL, zum Maschinenbau OWL oder zum Verein Deutscher Ingenieure, die das Thema Kreislaufwirtschaft ebenfalls stark fokussieren. Das Konzept von ReUse and Trade trifft dort auf Interesse und Begeisterung. 

Oft werde ich darum gebten, unser Unternehmen und das Konzept dahinter als vorstellenzustellen. Kürzlich habe ich auch einen Vortrag für eine Auftaktveranstaltung einer Berufsschule zum Thema „grüne“ Gründung gehalten, wofür mich die Wirtschaftsförderung angefragt hatte. 

Wir freuen uns immer über die vielen positiven Rückmeldungen zu unserem Unternehmen und darüber, einen entscheidenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in gewerblichen Bereich beitragen zu können. 

Welcher Erfolge konntet ihr bereits erzielen?
Die Produktbreite auf unserer Plattform wird immer größer und seit November 2020 verzeichnen wir erste Verkäufe. Vom Handwerker bis zum börsennotierten Konzern, wir arbeiten bereits mit einer Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen zusammen. Außerdem freuen wir uns immer über Weiterempfehlungen und darüber, dass wir als Vorzeigebeispiel im Kreislaufwirtschaftsbereich angesehen werden. Über uns wurden bereits Beiträge in lokaler, sowie überregionaler Presse geschaltet. Erst kürzlich hat die IHK einen großartigen Bericht über uns in ihrer Zeitschriftenausgabe vom Januar/Februar 2021 veröffentlicht. Es freut uns auch, dass der BNI interessiert war, uns als Mitglied aufzunehmen. Darüber entstehen viele wertvolle Kontakte zu Käufern und Verkäufern.

 

Was waren/sind bislang Eure größten Gründungs-Herausforderungen? Und (wie) habt ihr diese gemeistert?
Die Teamfindung und die Finanzierung standen natürlich gerade am Anfang erstmal als große Herausforderungen vor uns, welche wir aber erfolgreich gemeistert haben. Kurz nachdem unser Shop dann online gegangen ist, kam dann leider Corona als nächste große Herausforderung. Viele Unternehmen haben mussten sich erst einmal neu organisieren und viele kleinere Themen wurden erstmal auf Eis gelegt. Darunter fiel leider auch oft, das Thema Abfälle „neu denken“. Gegen Herbst wurde aber langsam wieder Fahrt in der Wirtschaft aufgenommen und nach dem holprigen Start, konnten wir dann richtig durchstarten.

Die Coronapandemie trifft viele Start-ups hart. Wie wirkt sich die Pandemie auf ReUse and Trade aus und wie geht ihr damit um?
Obwohl auch uns Corona zunächst etwas zurückgeworfen hat, versuchen wir die Pandemie als eine Chance zu sehen. Viele Unternehmen sehen gerade ihre Umsätze sinken und wollen vielleicht die Zeit nutzen, um langjährige Ladenhüter loszuwerden oder auch umzustellen von Lagerhaltung auf Just-In-Time. ReUse and Trade bietet hier die Möglichkeit, mit dem Verkauf der nicht benötigten Materialien Umsätze zu erzielen und dabei Lagerkosten zu senken. 

Wie seid Ihr finanziert? Und wofür habt Ihr in der Startphase das meiste Kapital und die meiste Energie investiert?
Als Grundkapital haben wir die Gesellschaftereinlage. Dazu finanzieren wir uns bisher mit zwei Finanzierungsrunden (KfW und Mikromezzanine Beteiligung). Einen Teil der Kosten können wir bereits selbst decken. 

Was sind Eure nächsten Schritte? Welche Ziele habt ihr?
Das nächste große Ziel ist es, uns komplett selbst finanzieren. Außerdem wollen wir noch unser Team verstärken und unseren Bekanntheitsgrad erhöhen. Aus IT-Sicht ist der nächste Schritt, unser B2C Shopsystem fertigzustellen und damit noch gezielter Endkunden anzusprechen.  Danach soll auch unsere Plattform für den B2B Bereich erneuert werden, um das Konsumentenerlebnis auf unserer Plattform so ansprechend wie möglich zu machen.

Welche wichtigen Tipps und Empfehlungen würdet ihr anderen Gründern, die noch ganz am Anfang stehen mitgeben?
Ganz wichtig: Aufs Bauchgefühl hören! Lasst euch nicht von Anderen in die Entscheidung reinreden und habt auch den Mut zu vermeintlichen Fehlentscheidungen! Darüber hinaus sind einige weitere Dinge wichtig. Erstens, das Netzwerken. Unterschätzt nicht, wie wichtig der Austausch mit kompetenten Unterstützern ist und wie sehr euch dieses mit eurer Unternehmensidee weiterbringen kann. Zweitens, das Gründerteam und die Mitarbeiter. Bestenfalls besteht das Team ausschließlich aus A-Mitarbeitern und diese sollten unbedingt gehalten werden. Denn Mitarbeiter, die eigeninitiativ und motiviert bei der Arbeit sind, arbeiten produktiver und sind daher nicht nur sehr wertvoll für das Unternehmen, sondern durch Ihre Kreativität und Engagement auch eine tolle Bereicherung in der täglichen Zusammenarbeit. Drittens, Spaß und Eigenlob. Auch wenn es am Anfang manchmal vermessen erscheint, gönnt euch als Team auch mal was. Eine Weihnachtsfeier, eine schöne Kaffeetasse oder ein Stück Kuchen. So fühlen sich alle wertgeschätzt, die jeden Tag ihr Bestes geben.

Vielen Dank, liebe Katharina!

Kontakt:
ReUse and Trade GmbH
Katharina Dombrowski
Im Dörener Feld 3, 33100 Paderborn
E-Mail: dombrowski@reuseandtrade.de
www.reuseandtrade.de