Interview mit den Gewinnern des KUER.NRW Businessplan Wettbewerbs

Ihr seid das Gewinnerteam des diesjährigen KUER.NRW Businessplan-Wettbewerbs. Für alle, die euch noch nicht kennen – bitte stellt euch einmal kurz vor: Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir sind GEMESYS, ein Spin-Off aus der Ruhr Universität Bochum. Wir bauen einen Chip, der wie das menschliche Gehirn funktioniert. Der Trainingsprozess von KI ist heutzutage ineffizient und daher sehr energieintensiv. Mit unserem elektrischen Schaltkreisdesign können wir das Training neuronaler Netze drastisch verbessern. Durch die Verschmelzung von Speicher und Prozessor zu einer Einheit, die wir dann Memristor nennen, erhöhen wir die Rechenleistung bei gleichzeitig stark reduziertem Energieverbrauch. Damit sparen Endkunden durch unser Produkt Betriebskosten, Entwicklungskosten und können schneller KI-Innovationen hervorrufen.

Welches (ökologische) Problem löst Ihr bei damit?
Auf der einen Seite verringern wir den Energiebedarf beim Training von künstlicher Intelligenz. Rechenzentren, die heutzutage für KI-Training verwendet werden, verbrauchen so viel Energie wie eine Kleinstadt. Das Energieproblem wird langfristig weiter zunehmen, da KI-Algorithmen immer hungriger nach Rechenleistung sind, was sich gleichzeitig auf den Energiebedarf niederschlägt. Da KI als eine der Zukunftstechnologien unserer Zeit gesehen wird, benötigen wir hier dringend neue Ansätze und Lösungen.

Auf der anderen Seite sind wir ein Enabler für Anwender, die mit KI ökologische Probleme lösen wollen. So kann z.B. mit KI der Kernfusionsprozess in einem Reaktor kontrolliert und langfristig damit grüne Energie erzeugt werden. Durch unsere leistungsstarken Chips werden wir zukünftig anderen Unternehmen ermöglichen genau solche Durchbrüche zu erreichen. Ganz im Sinne eines „Deep-Tech Building Blocks“.

Was ist Eure Vision und welche Motivation steckt dahinter?
Unsere Vision ist es, dass zukünftig ein Teilbereich jedes produzierten Prozessor-Chips auf unserer Architektur basiert und wir damit einen Paradigmenwechsel im KI-Hardware Bereich prägen. Wir wollen andere enablen mit unserer Technologie neue Innovationen hervorzurufen, von denen letztendlich jeder Mensch profitieren kann. Unsere Motivation dabei ist relativ einfach. Wir wollen gestalten, etwas bewirken und mit unserer Arbeit einen bleibenden positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.

Als TOP TEN und nun Gewinner-Team: Was konntet ihr aus dem KUER.NRW Businessplan-Wettbewerb 2022 für euch mitnehmen?
Es war einfach beeindruckend zu sehen wieviel grandiose Ideen es mit nachhaltigem Einfluss in NRW gibt. Wir konnten unser Netzwerk stark vergrößern und einiges in den Workshops lernen. Als Resultat haben wir jetzt neben dem Preisgeld einen geprüften Businessplan mit Feedback von verschiedenen Gutachtern. Das hilft enorm, uns zu verbessern.

Habt Ihr bereits konkrete Pläne, wie ihr das Preisgeld investieren wollt?
Das Preisgeld nutzen wir für die GmbH Einlage unserer Gründung im Januar 2023

Als fortgeschrittenes Gründerteam: habt ihr zwei bis drei wertvolle Tipps an andere Gründer*Innen, die in der ersten Phasen der Gründung stehen?
Baut so schnell es geht ein großes Netzwerk auf und tauscht euch möglichst früh über eure Idee mit denen aus, die bereits Gründungserfahrung haben. Gebt euch jedoch nicht nur mit positivem Feedback zufrieden, denn nur kritisches Feedback entwickelt euch weiter, sodass ihr eure Idee kontinuierlich verbessern könnt.

Wie geht es bei euch weiter – was sind eure weiteren Pläne als junges Unternehmen?
Gründung im Januar 2023, Wachstum des Teams und die Entwicklung unseres ersten Prototypen.

Ihr seid ein junges und motiviertes Team mit einer großen Vision. Welche Werte sind euch im Unternehmen wichtig?
Wir haben einige Werte definiert, schaut gerne mal auf unserer Website nach. Die zentralsten Werte sind wohl in letzter Zeit Offenheit, Empathie und Innovation. Wir versuchen gerade in der derzeitigen Phase extrem offen für Feedback, Ideen und Neuerungen zu sein und schnell kritische Einflüsse zu adaptieren. Auch innerhalb des Teams gibt es erstmal keine schlechten Ideen und Denkverbote. Darüber hinaus ist es uns wichtig, sich empathisch in unsere Co-Gründer, Mitarbeiter, potenziellen Investoren und Kunden reinzudenken. Um auf eine gute Unternehmenskultur aufbauen, um einen zielgerichteten Zukunftsplan zu haben. Letztendlich ist alles, was wir machen dem Wert der Innovation verschrieben. Wir wollen die Technologie von morgen entwickeln und müssen dafür so kreativ und innovativ wie möglich sein. Das lässt sich auf unser zukünftiges Produkt anwenden, aber auch auf Unternehmensorganisation und Recruiting. Wir sind einfach in einem herausfordernden Fahrwasser und dort überlebt man nur wenn man sich immer wieder aufs Neue erfindet.

Das Jahr neigt sich langsam dem Ende. Welchen Wunsch habt ihr für euch als Team und Unternehmen und wo wollt ihr 2023 stehen?
Wenn wir Ende 2023 mit einem funktionierenden Prototyp dastehen, wäre das ein unglaublicher Erfolg. Um aber realistisch zu sein werden wir wahrscheinlich ein finalisiertes Layout Design zu diesem Zeitpunkt haben, was auch schon grandios wöre. Dafür wird sehr viel nötig sein. Vor allem ein Wachstum des Teams. Wir wünschen uns, dass das Team mit neuen genialen Mitarbeitern bereichert wird, die unsere Vision, Werte und Ziele teilen und mit denen wir 2023 nochmal eine große Schippe drauflegen können.

Künstliche Intelligenz stellt einer der wichtigen Zukunftstechnologien dar. Welches Zukunftsszenario wünscht ihr euch für euer Produkt?
Wir wünschen uns, dass unser Chip Design die neue Standard-Hardware für das Training künstlicher Intelligenz wird und nicht nur zentralisiertes Training im Datencenter sondern auch dezentralisiertes Training (EDGE AI) ermöglicht.

 Vielen Dank für Eure Zeit!