Gründerstory Okeanos Consulting Im Interview mit Dr. Benjamin Mewes, Mit-Gründer Lieber Benjamin, wer seid ihr und was macht Okeanos?Wir sind das Team Okeanos und mittlerweile 5 Okeaniden, die sich um die Digitalisierung der Wasserwirtschaft kümmern. Mit im Team sind Hydrologen, Wasserwirtschaftler, Statistiker und Entwickler, die sich alle zum Ziel gesetzt haben praxisnahe Anwendungen für die Kunden aus dem öffentlichen Sektor und der Industrie umzusetzen. Gegründet haben wir, das heißt Henning Oppel und ich, Okeanos 2019 nach unserer Promotion am Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft an der Ruhr Universität Bochum. Welche Probleme löst Okeanos konkret?Wir entwickeln Umweltmonitoring Systeme, von der Datenerfassung an Sensoren (oder sogar auf Social Media Plattformen, wie Twitter) über KI-gestützte Modelle bis hin zur Neuausstattung kompletter Anlagen und Gebäude mit Datenerfassung und -analyse. Im letzten Jahr haben wir mit 25square beispielsweise einen neuen Starkregensensor entwickelt und erfolgreich in Betrieb genommen und die Effizienz von Pegelanlagen und Klärwerken verbessert. Ihr habt aktuell einige neue Projekte, wie die „Digitale kommunale Kläranlage“ oder das Starkregenprojekt „25square“. Kannst Du uns ein wenig dazu erzählen?Der Starkregensensor 25square ist eine kostengünstige Möglichkeit für Städte und Kommunen auf LoraWAN Funktechnik ein Frühwarnsystem gegen Starkregen aufzubauen. Die Entwicklung wurde finanziert durch das BMVi und die Sensoren sind auch made in Bochum, bei unseren Partner der AutoIntern Gruppe. Die „Digitale kommunale Kläranlage“ ist ein reines Software Projekt, mit dem wir die Effizienz dieser Anlagen steigern und somit die Kosten für alle Gebührenzahler senken können. Durch unsere Lösung konnte die Energieeffizienz eines angeschlossenen Blockheizkraftwerks um mehr als 10% gesteigert werden und teuer Labormessungen bei Spurenstoffen durch kostengünstige Vergleichsmessungen, so genannte Proxies, signifikant gesenkt werden. Ihr habt im Dezember 2019 den 3. Platz beim KUER Businessplan Wettbewerb 2019 gewonnen. Was konntet ihr aus dem Wettbewerb für Euch mitnehmen, wovon habt ihr am meisten profitieren können?Das Netzwerk! Wir haben durch KUER viele neue Leute kennengelernt und wichtige Kooperationspartner für Okeanos gewinnen können. Nebenbei trifft man immer mal wieder alte (liebgewonnene) Bekannte, mit denen sich immer gerne austauscht. Seit Eurem 3. Platz hat sich bei Euch einiges getan. Wie schauen Eure bisherigen Meilensteine aus? Welcher Erfolge konntet ihr seither erzielen?Wir sind offiziell aus der Universität ausgezogen und haben unser Team vergrößern können. Zusätzlich haben wir Großkunden wie die Emschergenossenschaft und die Vonovia SE für unsere Dienste gewinnen können. Diese strategischen Kunden erlauben uns das weitere Wachstum auch aus NRW und dem Ruhrgebiet heraus. Erst letzte Woche konnten wir unsere Fühler nach Österreich und in die Schweiz ausstrecken und unsere Produkte dort präsentieren. Wie seid Ihr finanziert? Und wofür habt Ihr in der Startphase das meiste Kapital und die meiste Energie investiert?Die meiste Energie und damit auch unser Kapital fließt in die Kundenakquise. Durch das vorgebrachte Vertrauen in unsere Fähigkeiten dauert dieser Prozess zwar immer noch lange, aber wir sind mittlerweile recht geübt darin auch in komplexe Verbands- oder kommunale Strukturen vorzudringen. Finanzierung in der Wasserwirtschaft ist so eine Sache. Bei den klassischen Startup Wettbewerben ist unsere Branche nicht „sexy“ genug und Digitalisierung hört häufig bei einer App auf. Da fangen wir aber erst an! Wir wachsen aus Aufträgen heraus und nutzen damit das so genannte Bootstrapping. Wir sind sehr stolz dass wir unseren bisherigen Stand aus eigener Kraft geschafft haben und werden diesen auch weiterhin verfolgen. Euer Team ist in jüngster Zeit stark gewachsen? Wie meisterst Du die Entwicklung vom Gründer zum Chef?Wir sind mittlerweile 4 Vollzeitkräfte, ab August kommt ein fünfter Okeanid dazu. Das Wachstum macht Spaß und bleibt für uns ein Kernthema, da unsere Spezialisierung sehr selten ist und nicht einfach so auf dem Personalmarkt zugekauft werden kann. Daher freuen wir uns schon sehr über unsere Mitarbeiter Juliane und Önder, so wie Philipp, die uns tatkräftig unterstützen. Das Leben als Chef ist tatsächlich anders. Aber mir macht es sehr viel Freude mich mit meinen Mitarbeitern und Kollegen zusammen zu setzen. Wir pflegen eine sehr offene Atmosphäre im Team und nehmen alles wahr was herangetragen wird. Klar, irgendwo müssen wir in der Geschäftsführung Entscheidungen treffen, aber nichtsdestotrotz sitzen wir Okeaniden alle im selben Boot und alle planen mit, damit die Firma ein Erfolg wird! Fachkräftemangel ist nach wie vor ein Thema: Woher rekrutiert Ihr Euer Team?Wir rekrutieren direkt aus der Universität und bekommen tatsächlich langsam erste Anfragen fremder Bewerber. So können wir organische wachsen. Welches sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen von Start-ups aus den KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz, Resourcenschonung) generell und v.a. in Eurer Branche, der Wasserwirtschaft?Das größte Hemmnis ist der Marktzugang! Hier ist kein schnelles Geld zu holen, sondern der Markt, die Marke und die Firma müssen langsam wachsen können. Wasser ist immer noch eine stille Dienstleistung, ein Zustand an dem sehr viele Leute einen Anteil haben. Dadurch rücken jedoch die Probleme mit der Ressource immer weiter in den Hintergrund. Da müssen wir in Zukunft ansetzen und die Leute früher abholen, damit auch frische Ideen gut in den Markt starten können. Was sind Eure nächsten Schritte? Unser nächster Schritt ist die Umfirmierung von einer GbR in eine GmbH und die erste Ausgründung aus der Fa. Okeanos heraus. Unser Starkregenprojekt 25square wird flügge und eigenständig in den Markt hinausgehen. Zusätzlich arbeiten wir mit Hochdruck an einigen Kooperationsvereinbarungen und F&E Projekten im Bereich Hydrologie und Wasserwirtschaft. Welche Tipps könnt ihr anderen Gründern geben?Egal was euch zu eurem ersten Businessplan gesagt wird, bleibt am Ball, arbeitet an euch und nehmt das Feedback an, das man euch gibt. Lieber Benjamin, vielen Dank für das Interview!