Gründerstory VYTAL Global GmbH

im Interview mit Dr. Tim Bremer, Co-Founder von VYTAL

Lieber Tim, wer seid ihr und was macht ihr?
Wir sind Sven Witthöft (31) und Tim Breker (33). Im Sommer 2019 haben wir VYTAL in Köln gegründet und konnten unseren ehemaligen Kollegen Fabian Barthel (41) ab 1. März 2020 als dritten Mitgründer gewinnen. Wir betreiben deutschlandweit gemeinsam mit inzwischen schon rund 600 Partnerrestaurants ein digitales Mehrwegsystem mit hochwertigen, auslaufsicheren und auch für die Mikrowelle geeignete Schalen für Mitnahme- und Lieferessen ohne Pfand. 

https://www.youtube.com/watch?v=Ci-s2k3tzqk

Welche Probleme löst VYTAL konkret?
Wenn man sich sein Essen in unserer VYTAL Mehrwegschale holt oder auch liefern lässt, trägt man dazu bei, dass der Verpackungsmüll spürbar sinkt. Damit schonen wir Ressourcen und über die gesamte Nutzungszeit einer Schale lassen sich nicht nur bis zu 30 Kilo CO2-Emissionen einsparen, sondern auch jede Menge Müll. Wir helfen also all denen, die umweltbewusster leben und konsumieren wollen, das im Alltag auch umzusetzen, indem wir Mehrweg so einfach und bequem machen wie Einweg. Mit VYTAL macht Mehrweg Spaß.

Wie funktioniert Euer Mehrwegsystem konkret?
Unsere Kunden registrieren sich einmalig in der VYTAL App oder kaufen vor Ort eine VYTAL Offlinekarte für 10€ und können sich damit bei jedem unserer Partnerrestaurants ihr Essen in einer frisch gespülten Mehrwegschale geben lassen. Die können sie kostenlos ausleihen und nach der Benutzung zurückbringen bzw. einfach bei der nächsten Bestellung zurückgeben. Dafür haben sie maximal 14 Tage Zeit. 

Seit Oktober 2020 ist es in vielen deutschen Großstädten auch möglich, das Essen bequem direkt über die App vorzubestellen und dann – ohne Schlange stehen – in der VYTAL Mehrwegschale abzuholen. Auch über Lieferdienste kann Essen bei unseren Partnerrestaurants in der VYTAL Mehrwegschale bestellt werden. Ohne Pfand erzielen wir jetzt schon bessere Rücklaufquoten und insgesamt schnellere Rückläufe als im üblichen deutschen Flaschenpfandsystem. Unser Ziel ist es, das effizienteste und bequemste Mehrwegsystem der Welt aufzubauen.

Geschäftsidee entstanden und wie habt ihr als Gründer zusammengefunden?
Wir drei haben uns ursprünglich in der Unternehmensberatung kennengelernt. Essen in Einwegverpackungen belastet die Umwelt immer dramatischer – und gleichzeitig das Gewissen, wenn man die Müllberge sieht. In unseren früheren Jobs haben wir häufig Essen mitgenommen oder bestellt und uns schlecht gefühlt, wenn wir anschließend die überquellenden Mülleimer gesehen haben. Dafür wollten wir eine nachhaltige Lösung entwickeln, die für den Kunden bequem zu nutzen und gleichzeitig auch ökologisch wirkungsvoll ist.

Wie schauen Eure bisherigen Meilensteine aus? Welche Erfolge konntet ihr bereits erzielen?
Die allerersten VYTAL Mehrwegschalen waren ab September 2019 in unseren fünf Partnerrestaurants im Kölner Mediapark im Umlauf. Parallel dazu sind wir mit VYTAL im Oktober 2019 mit Hilfe der A&Z Foodmanufaktur im Betriebsrestaurant des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn gestartet. Anhand dieser konkreten Erfahrungen und des Feedbacks von Kunden und Partnern haben wir unser Geschäftsmodell Anfang 2020 noch einmal nachjustiert. Dann kam Corona, aber eben auch die Einladung in die Sendung „Die Höhle der Löwen“ und unser Start in München. Im September haben wir REWE als strategischen Partner gewonnen und bieten in Köln seitdem VYTAL auch an der Salattheke an. Zugleich haben wir unsere App so erweitert, dass man sein Essen über die App ganz bequem vorbestellen und bezahlen kann sowie bei der Abholung in unseren Partnerrestaurants nicht mehr Schlange stehen muss. Im November 2020 schließlich kam als weiteres auch eine Mehrwegverpackung für Pizza dazu. Insgesamt, so schätzen wir, haben wir damit schon mehr als 200.000 Einwegverpackungen eingespart, also Ressourcen geschont, die entsprechenden CO2 Emissionen eingespart und den dazu gehörigen Müllberg vermieden.

Wie seid Ihr finanziert?
Angefangen haben wir komplett mit eigenen Mitteln und die vor allem in die Mehrwegschalen und natürlich in den Vertrieb gesteckt. Zu Beginn des vergangenen Jahres sind die ersten Investoren eingestiegen, darunter Georg Kofler, den wir in der Höhle der Löwe für VYTAL gewinnen konnten. Mit ihnen wollen wir VYTAL weiter ausbauen und auch international wachsen lassen. Einen Anfang haben wir gerade in Salzburg gemacht und auch aus Wien gibt es schon Anfragen.

Die Coronapandemie trifft viele Start-ups hart. Bei Euch dürfte es genau umgekehrt sein, da Food Takeaway und Delivery in der Krise stark zugenommen haben. Wie konntet ihr diesen Umstand für Euch nutzen? Wie verlief das Jahr 2020?
2020 war für uns durchaus auch eine große Herausforderung. Einerseits wird in der Corona Krise mehr Essen zum Mitnehmen verlangt, das eröffnet uns Marktchancen. Andererseits darf man nicht vergessen, dass viele unserer potentiellen Partner in dieser Krise reale Existenzängste plagen. In so einem Umfeld, in dem zudem auch noch persönliche Kontakte so stark wie möglich reduziert werden sollen, eine neue Idee, ein ganz neues System in der Gastronomie zu etablieren, stellt ganz besondere Anforderungen an uns.

Ein Blick auf Eure Homepage zeigt schnell, dass VYTAL kräftig expandiert. Ihr sucht zahlreiche Mitarbeiter für die Standorte Köln, München, Berlin. Wie schauen Eure Expansionspläne aus und welche Rolle spielt dabei der Standort NRW
NRW ist unsere Heimat und hier hat VYTAL mit mehr als 225 Restaurantpartnern bislang einen wichtigen Schwerpunkt seiner Aktivitäten. Ich selbst bin „ne kölsche Jung“. Insofern sind wir auch dem Rheinland besonders verbunden und finden, dass diese Region grundsätzlich gute Voraussetzungen für Startups und Gründer bietet. Zum einen sind natürlich die Ballungsgebiete Nordrhein-Westfalens für unsere weitere Entwicklung von großer Bedeutung, aber von denen ist es eben auch immer nicht allzu weit in ländliche Regionen, in denen wir über kurz oder lang auch präsent sein wollen. Ganz persönlich sind wir in der ersten Phase von VYTAL durch das Gründerstipendium NRW und das Gateway der Universität zu Köln unterstützt worden. Neben der Basisfinanzierung für den eigenen Lebensunterhalt konnten wir so auch von den gerade in NRW besonders vielfältigen Möglichkeiten sich zu vernetzen sehr profitieren!

Vor welchen Herausforderungen steht VYTAL insbesondere?
Unsere größte Herausforderung ist es auf absehbare Zeit, unser Wachstum in dem Corona bedingt schwierigen Umfeld zu managen. Wir sind in einer Phase, in der die Finanzierung, der Ausbau unseres Netzwerks von Partnern, die Rekrutierung von neuen MitarbeiterInnen, die Weiterentwicklung unserer App, aber auch die Optimierung von Prozessen und viele weitere Aufgabenfelder vorangetrieben werden müssen, um mit diesem Wachstum Schritt zu halten und möglichst optimal aufgestellt zu sein.

Welches sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen von Start-ups aus den KUER Branchen (Klima, Umwelt, Energieeffizienz, Ressourcenschonung) generell?
Wir gehen davon aus, dass die größte Herausforderung darin liegt, gangbare Wege zu finden, auf denen wir unser derzeitiges, nicht nachhaltiges Wirtschaftssystem hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft entwickeln können. Das wird nur funktionieren, wenn es gelingt, Geschäftsmodelle zu entwickeln, in denen die Anreize, sich umweltgerecht(er) zu verhalten bei allen Beteiligten so gesetzt sind, dass sie sich in diese gemeinsame Richtung hin ergänzen. Konkret am Beispiel VYTAL erklärt: wir werden den Trend zum Essen to go nicht umkehren können, aber wir brauchen dafür nachhaltige, bequeme und aus der Sicht des Kunden bessere Lösungen für notwendige Verpackungen. Unser Mehrwegsystem ohne Pfand ist nachhaltig und bequem. Es macht dem Kunden ein Angebot, wie er sein Umweltbewusstsein im Alltag tatsächlich leben kann. Zugleich sparen unsere Restaurantpartner mit VYTAL Kosten für Verpackung und die Gesellschaft vermeidet Müll und schont Ressourcen. 

Was sind Eure nächsten Schritte?  Welche Ziele habt ihr euch gesetzt? 
Wir möchten die jahrzehntelange Mehrwegerfahrung in Deutschland nutzen, um weltweit Verpackungsmüll zu vermeiden. Dazu bringen wir Restaurants, Kantinen, Lebensmittelmärkte, Lieferdienste mit Konsumenten und Unternehmenskunden auf einer Technologie-Plattform zusammen. Mit unserer VYTAL App machen wir die Verpackungseinsparungen und Umwelteffekte transparent und helfen allen Beteiligten, sich nachhaltig zu verhalten. Also, wenn wir träumen dürfen, dann ist VYTAL in fünf Jahren DAS Betriebssystem für pfandfreie Mehrwegsysteme und DER internationale Exportschlager aus Deutschland.

Welche Tipps könnt ihr anderen Gründern aus den KUER Branchen geben?
Unabhängig von der Branche glauben wir, dass es wichtig ist sich rechtzeitig vor, aber auch fortlaufend nach der Gründung so viel Feedback wie möglich zu holen – idealerweise insbesondere von zukünftigen Kunden. Außerdem sind wir Teamplayer. Im Team zu gründen, am besten mit Menschen, von und mit denen man lernen will, ist unserer Meinung nach ein großer Vorteil und hilft dabei, auch im Alltagsgeschäft mutig zu bleiben und das große Ganze, die eigene Vision nicht aus den Augen zu verlieren.

Vielen Dank, Tim!

Kontakt:
Dr. Tim Breker
Co-Founder & Managing Director
+4915779516154
tim@vytal.org